Es geht um Mobilität, um Nachhaltigkeit, um einen Bikepark, um einen Kunstrasenplatz und um die Beleuchtung an Radwegen: Zahlreiche Ideen haben Jugendliche in Remchingen gesammelt. Ideen, die die Gemeinde für junge Menschen noch attraktiver machen sollen. Am Donnerstagabend haben die Jugendlichen sie den politischen Entscheidern in Gemeinderat und Verwaltung vorgestellt. Es ist der Abschluss eines Projekts, das sich Achterrat nennt und vor allem die Schüler der achten Klassen in den Fokus nimmt, sie nach ihren Bedürfnissen und Wünschen fragt. „Die Jugendlichen haben sich konzentriert, engagiert und leidenschaftlich eingebracht“, sagt die Kinder- und Jugendbeauftragte Michaela Ungerer: „Das war wirklich toll.“ Insgesamt sieben Klassen von allen vier weiterführenden Schulen haben teilgenommen, auch von der Schule am Sperlingshof.
Nachdem sie im Januar per Videokonferenz die Aufgaben einer Kommune kennengelernt hatten, legten sie im Februar in einer ersten Beteiligungsrunde die Themen fest, die ihnen wichtig sind. Welche in Zukunft weiterbearbeitet werden sollen, haben sie vor einer Woche bei einer Projektschmiede entschieden und sich dabei auch auf die Abschlussveranstaltung vorbereitet, die am Donnerstagabend im Rathaus stattgefunden hat. Dort treffen sich die Jugendlichen zuerst mit Experten, um mit ihnen abzuklopfen, welche Realisierungs-Chancen es für die von ihnen definierten Projekte gibt, welche Bedingungen dafür erfüllt, welche Hindernisse überwunden werden müssen. Die Ergebnisse präsentieren sie anschließend bei einem „Gallery Walk“ den Mitgliedern des Remchinger Gemeinderats – und zwar im direkten Gespräch. „Die Interaktion mit den Entscheidungsträgern ist ein ganz wichtiger Faktor“, sagt Ungerer: „Schließlich sind sie es, die bestimmen, ob und wie die Projekte zur Umsetzung kommen.“ Andreas Beier ist einer von ihnen. Der Metzgermeister sitzt für die SPD im Gemeinderat und sucht beim „Gallery Walk“ den Austausch mit den Jugendlichen, stellt ihnen auch kritische Fragen, lockt sie aus der Reserve. Sein Eindruck: „Die Jugendlichen meinen es ernst und man merkt, dass sie sich Gedanken machen.“ Beier sagt, er würde sie gern beim Weitermachen unterstützen. Wichtig sei, dass die Ideen im Gemeinderat diskutiert werden. Aber auch, dass die Jugendlichen dranbleiben, etwa, indem sie regelmäßig die Ratssitzungen besuchen.
Und was sagen die Jugendlichen? Henriette (14) meint, sie fühle sich „ernst genommen, respektiert und mit einbezogen“. Emma (13) sagt: „Ich hätte nie gedacht, dass wir hier gleich mit den Entscheidern sprechen können.“ Beide machen sich für ein Baumpflanz-Projekt stark, über das 1.000 neue Bäume in den Remchinger Wald kommen können. Das Gespräch mit Försterin Sarah Zwerenz habe ihnen sehr geholfen. „Wir haben viele neue Informationen erhalten und wichtige Tipps bekommen.“ Auch Jennifer Lattuca bewertet den Achterrat positiv. Sie absolviert in Remchingen eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten, hat das Projekt begleitet und ist beeindruckt, wie selbstständig die Jugendlichen gearbeitet haben. „Das Interesse war deutlich erkennbar.“
Text und Fotos: Nico Roller