Der Remchinger Carl-Dittler-Realschule bekommt eine neue Kletterlandschaft. Gebaut wird sie aber nicht von einem Unternehmen, sondern von den Schülern selbst. Mit ihrem Projekt nehmen sie an einem bundesweiten Wettbewerb teil.
Schon seit ein paar Tagen liegen die beiden großen Steinbrocken auf dem Pausenhof der Remchinger Carl-Dittler-Realschule. Mit ihnen hat die Technik-Arbeitsgemeinschaft in den kommenden Monaten viel vor. Unterstützt von lokalen Unternehmen und dem kommunalen Bauhof, wollen die Jugendlichen zwei Kletterfelsen errichten, zudem eine Kletterwand und einen Klettersteig. „Das wird unser größtes und zugleich spektakulärstes Projekt“, sagt Lehrer Siegfried Guigas, der die Technik-AG leitet und hofft, dass möglichst viele Menschen für die Remchinger Realschule und abstimmen. Denn mit ihrer neuen Kletterlandschaft nehmen die Jugendlichen am Handwerks-Wettbewerb der Firma Würth teil. Dabei treten sie bundesweit gegen rund 200 weitere Schulen an, die ebenfalls ambitionierte Ziele verfolgen. Dreimal hat es die Remchinger Realschule schon ins Finale geschafft, unter anderem mit einer Fassadenuhr und einem Surfbrett. Bei ihren Projekten verfolgt die Technik-AG immer das Ziel, einen Mehrwert für die gesamte Schule zu schaffen.
„Was wir bisher gebaut haben, hält bestimmt 50 Jahre“, sagt Lehrer Guigas, der großen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Deswegen setzt man für die neue Kletterlandschaft auf Naturmaterialien und auf recycelte Kunststoffplatten. Letztere sollen für den Klettersteig zum Einsatz kommen, der an der Außenfassade des Toilettengebäudes geplant ist. Zwei Meter hoch soll er werden und mindestens drei Seiten des Gebäudes bedecken. Direkt daneben dreht sich alles um die beiden großen Steinblöcke, die Bernd und Hans-Peter Dennig zur Verfügung gestellt haben. Der kleinere soll künftig direkt am Toilettengebäude stehen, der größere ein paar Meter entfernt an der Stelle, an der vor ein paar Jahren ein Baum aus Sicherheitsgründen gefällt werden musste. Als Verbindung zwischen ihnen ist eine Kletterwand geplant, die aus Stahlbeton bestehen, mindestens 2,5 Meter hoch und oben leicht schräg sein soll. Umlenkhaken sollen künftig Übungen zum Abseilen ermöglichen, zahlreiche Griffe ein Klettern auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen.
Anfertigen werden sie die Schüler mit Unterstützung der beteiligten Betriebe, oft direkt vor Ort in deren Niederlassungen aus Materialien, mit denen dort auch sonst gearbeitet wird. Laut Guigas sind alle Griffe einzigartig, sozusagen Unikate. „Diese Anlage wird es so kein zweites Mal geben“, sagt der Lehrer, der es kaum erwarten kann, endlich loszulegen. Die ersten Bodensteine haben die Schüler auf dem Pausenhof bereits entfernt. Wenn bald auch die restlichen weg sind, folgen das Ausgraben und eine Fundamentplatte, bevor die Felsen aufgerichtet und einbetoniert werden. Wenn im Januar die Schalung für die Kletterwand erstellt ist, geht es mit der Betonfüllung und dem Anbringen der Griffe weiter. Fallschutzmatten sollen für Sicherheit, in die Umrandung integrierte Strahler für Beleuchtung sorgen. Guigas hofft, dass die neue Kletterlandschaft nicht nur ein Ort der Begegnung, sondern auch „ein neuer Anziehungs- und Bewegungspunkt für die gesamte Schulgemeinschaft“ wird. Damit das möglich ist, erhält die Remchinger Realschule großzügige Unterstützung von rund einem Dutzend Firmen, darunter Kaufmann, Casper Guss, Leicht und Müller, Kunzmann, Holzbau Stengel, Pfirmann, Edelstahl Rosswag und Gerd Kröner Naturbau. Ihnen ist Guigas ebenso dankbar wie der Sparkasse Pforzheim-Calw, die 2.500 Euro spendet.
Aktuell gehören zur Technik-AG zwölf Schüler, die laut Guigas freiwillig und mit großer Motivation dabei sind. Der Lehrer freut sich, dass das Interesse die Anzahl der Plätze übersteigt. Denn er findet es wichtig, junge Menschen auf Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Handwerk und in der Industrie hinzuweisen. Beim Projekt sollen die Jugendlichen den Umgang mit Maschinen kennenlernen, Einblicke in den Betriebsalltag und die Berufsbilder bekommen. Fragt man die beteiligten Firmen, dann erklären alle, dass sie gern dabei sind. „Für uns ist es wichtig, den jungen Leuten zu zeigen, wie spannend und interessant das Handwerk ist“, sagt etwa Mirko Köthen, Ausbildungsleiter bei Edelstahl Rosswag. Dort will man die Jugendlichen vor allem für den Beruf des
Feinwerkmechanikers begeistern. Bei dem Familienunternehmen werden sie die Klettergriffe aus Metall und Kunststoff drucken, damit später aus ihnen auf der Kletterwand die „Hammer-Route“ wird. – Nico Roller

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Lehrer Siegfried Guigas (links) und die Vertreter der beteiligten Firmen stehen bei den großen Steinblöcken, aus denen später auf dem Pausenhof der Remchinger Realschule eine Kletterlandschaft entstehen soll.



